The Fantastic Adventures of Dizzy


von Seppatoni
12.01.2009

Codemasters, auf dem NES dafür bekannt, ihre Spiele unlizenziert zu vertreiben, brachte 1986 mit „Dizzy - The Ultimate Cartoon Adventure“ das erste Spiel mit dem eiförmigen Helden für verschiedene Heimcomputer auf den Markt. Mit „Treasure Island Dizzy“, dem zweiten Dizzy-Titel, feierte die Figur in Codemasters’ Spielesammlung „4 Quattro Adventure“ (bzw. „Super Adventure Quests“ in Europa) seinen ersten Auftritt auf Nintendos 8-Bit Konsole. Mit „The Fantastic Adventures of Dizzy“ folgte kurze Zeit später der zweite Titel auf dem NES, den wir uns nun mal genauer anschauen werden.

Der bitterböse Zauberer Zaks hat die liebliche Daisy in sein Schloss entführt. Ihr Freund Dizzy macht sich natürlich gleich auf die Socken, um die Geliebte aus den Fängen des Bösewichts zu befreien. Eure Rettungsaktion startet in Dizzys Häuschen, Bestandteil des Baumdorfes der Yolkfolks, denen auch Dizzy angehört, wo ihr bereits einen kleinen Vorgeschmack auf das erhaltet, was ihr bei der Abenteuerlichen Reise auf euch zu kommt. Eure Tür ist nämlich verschlossen, also hopst unters Dach, wo Dizzy seinen Hausschlüssel gebunkert hat, und schließt damit die Tür auf um die große, weite Welt zu erkunden.

Immer wieder werdet ihr vor ähnliche Aufgaben gestellt. Das Spiel präsentiert sich nämlich als klassisches Adventure, wo ihr auf zahlreiche Gegenstände stoßt, welche euch an einer bestimmten Stelle - manchmal auch durch geschicktes Kombinieren mehrerer Items - das Fortschreiten eures Abenteuers ermöglichen. Habt ihr einen Gegenstand gefunden, so könnt ihr mit der Select-Taste in euer Inventar schauen, wo ihr weitere Informationen und Tipps zum Item erhaltet. Solltet ihr an einer Stelle mal nicht weiterkommen, dürft ihr es dank des nicht linearen Aufbaus des Spiels an einer anderen Stelle versuchen. Gemischt wird der Adventure-Part mit Jump 'n' Run-Einlagen sowie verschiedenen minispielartigen Aufgaben. So gilt es eine rasante Flussfahrt in einem Fass zu überstehen oder ein Schloss aus der Ferne unter Beschuss zu nehmen.

Dizzys Rettungsaktion führt euch zu verschiedenen Schauplätzen in der ganzen Welt. Mal durchforstet ihr den Friedhof, erkundet ein Piratenschiff oder taucht in den Tiefen des Meeres nach Sternen. Genau, Sterne, denn bevor ihr dem Zauberer Zaks gegenübertreten könnt, müsst ihr jeden einzelnen der 250 im ganzen Spiel verstreuten Sterne gefunden haben, ansonsten könnt ihr die magische Barriere vor dem Gefängnisturm nicht durchschreiten. Neben den kleinen Himmelskörpern findet ihr in den Welten auch zahlreiche Früchte, welche euren erlittenen Schaden reduzieren. Zudem gibt es auch Schiebepuzzles zu entdecken, deren Auflösen euch ein Extraleben beschert.

Rein optisch kann das Spiel überzeugen. Die Grafik ist wunderbar bunt und überzeugt mit tollen Animationen, lediglich ab und an auftretendes Geflacker trübt den ansonsten guten Eindruck. Akustisch untermalen verschiedene Musikstücke in typischer Codemastersmanier das Abenteuer. Manche verleiten zum Mitpfeifen, andere Themes wiederum gehen schon nach kurzer Zeit auf die Nerven. Im Großen und Ganzen hat man aber auch hier ordentliche Arbeit abgeliefert.

Die Steuerung überzeugt ebenfalls, mit Ausnahme einiger weniger Macken. So nervt vor allem bei punktgenau anzustrebenden Landungen die Tatsache, dass Dizzy nach jedem Sprung noch ein ganzes Stück weit rollt und dabei nicht einfach abgebremst werden kann. Als noch viel frustiger entpuppt sich jedoch Dizzys Inventar. Der kleine Eierkopf kann nämlich nicht mehr als 3 Items gleichzeitig mit sich herumtragen, was zu entsprechend viel Laufarbeit führt. Zudem müsst ihr stets das ganze Inventar durchwählen, um den an hinterster Stelle positionierten Gegenstand auszuwählen. Ab und an werdet ihr auch auf eine unfaire Stelle treffen, wo ihr nicht ohne Schaden durchkommt. Und wer sich einmal zu lange in einem Gegner verheddert, der hat schnell das Zeitliche gesegnet. Ebenso ärgerlich ist die Tatsache, dass bei zu vielen Sprites auf dem Bildschirm, die so wichtigen Sterne einfach verschwinden, wodurch man leicht welche übersehen und am Ende nochmals das ganze Gebiet nach diesen absuchen kann.

Doch genug gemotzt, kommen wir mal wieder zu etwas positivem: Dem Umfang: Bis „The Fantastic Adventures of Dizzy“ durchgespielt ist, vergeht eine Menge Zeit. Oft gilt es neue Wege zu erforschen, Items zu finden oder deren Verwendung auf die Schliche zu kommen, um mit einem weiteren Fortschritt belohnt zu werden. Größtes Versäumnis hierbei ist jedoch die fehlende Fortsetzungsmöglichkeit in Form eines Batteriespeichers oder eines Passwortes. So müsst ihr nach einem Neustart oder Game Over immer wieder von Anfang an beginnen, was gehörig an der Motivation nagt. Auch die Tatsache dass es nur wenige Leben und keine Continues gibt, macht das Spiel höchstens für Hartgesottene mit einigen Stunden Zeit lösbar, denn auch in Sachen Schwierigkeitsgrad ist Dizzy absolut kein Kinderspiel.

„The Fantastic Adventures of Dizzy“ hätte ein erstklassiges Spiel werden können, doch die teils schwerwiegenden Negativpunkte wie das übertreiben kleine Inventar, die fehlende Fortsetzungsmöglichkeit sowie den hohen Schwierigkeitsgrad verhindern eine hohe Wertung. Somit bleibt das Spiel unter dem Strich ein tolles Adventure, welches sich an Profis richtet oder an Adventure-Liebhaber mit einem Game Genie. So kommen auch diese in den vollen Genuss von Dizzys fantastischem Abenteuern.

Nebenbei: Von diesem Spiel existieren verschiedene Versionen für das NES. Die erste erschien in den USA als Modul und weist im Vergleich zu den späteren Release einige Unterschiede auf. So müsst ihr lediglich 100 Sterne einsammeln, die Items an anderen Orten aufspüren oder euch mit einem leicht veränderten Leveldesign herumschlagen. Zudem ist Dizzy zu Fuß extrem langsam unterwegs. Mit den späteren Versionen für Europa und den Aladdin Deck Enhancer (ein von Codemasters entwickeltes Zubehör) wurden die verschiedenen Anpassungen dann vollzogen. Aber auch für Europa existieren 3 unterschiedliche Varianten: Zum einen erschien das Spiel als Plug Thru-Titel und zum anderen als schwarzes Modul, von welchem es wiederum 2 Versionen gibt. Während die eine das „normale“ Spiel enthält, so ist die neuere Version mit verschiedenen Sprachen (u.a. auch Deutsch) ausgestattet. Äußerlich unterscheiden sich die Modulvarianten jedoch nicht voneinander.


Wertung


7/10

Kommentare



Seppatoni
Zum ersten mal wurde ich auf Dizzy aufmerksam, als ich in der TOTAL! 09/93 eine Komplettlösung zu diesem Spiel vorfand, jedoch zuvor noch die von Dizzy gehört hatte. Erst Jahre später holte ich mir die Aladdin-Variante, später noch die Plug-Thru-Version, um mich verstärkt mit dem kleinen Ei zu beschäftigen. Jedoch war aufgrund des Schwierigkeitsgrades das Abenteuer recht schnell vorbei, mit Hilfe der mittlerweile 15-jährigen TOTAL! und dem Game Genie schaffte ich es dennoch durch das Abenteuer und erstellte nebenbei auch grad noch eine eigene Komplettlösung, welche ihr auch hier im NES Center findet. Trotz Schummelmodul blieb Dizzy jedoch ein harter Brocken, hinter dem sich ein tolles Adventure mit kleinen Mängeln verbirgt.



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